background

JUDITH GEIBEL

ich will worte bewegen

„ich will worte bewegen" ein Tanztheater von Judith Geibel und Jeannette Neustadt


Sicher war es im Sommer 2020 die denkbar ungünstigste Zeit, ein freies Tanzprojekt zu verwirklichen. In Zeiten von Covid-19 konnten viele darstellenden Künstler*innen ihrer eigentlichen Beschäftigung nicht nachgehen. Doch sind die Arbeits- und Ausdrucksmöglichkeiten eingeschränkt oder gar ganz ausgehebelt, entstehen manchmal völlig neue Ideen.

Wir wollten zeigen, dass auch jetzt freies Theater realisierbar ist; unter ganz neuen und ungewöhnlichen Umständen.

Vier Soli entstanden – vier Soli auf der Grundlage von Texten vierer Dichterinnen.

Diese Dichterinnen sollten sowohl durch ihre eigenen Worte als auch durch die Sprache der Bewegung in ein jeweils eigenes Licht gerückt werden. Es ging uns darum, Worte zu bewegen.

Die Scheinwerfer richteten sich auf Hilde Domin, Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann und Eva Strittmatter, deren Leben und Dichten beispielhaft für das 20. Jahrhundert sind.


Schreibend legen sie ein Vermächtnis über das Leben als Autorin und Frau in dieser Zeit ab, die jede auf eigene Weise prägte, ob sie im Exil arbeiten mussten, in einem regen Briefaustausch mit einem von der NS-Zeit tief zerrütteten Schriftsteller standen oder in der DDR als Autorin tätig waren.

Alle vier definierten ihre Rolle als Frau auf ihre Art und erschrieben sich einen wichtigen Platz in einer männerdominierten Literaturwelt.

1. Solo: Aufbruch ohne Gewicht – Hilde Domin

Dieses Solo thematisiert einerseits die glückliche, behütete Kindheit Domins, andererseits ihre Flucht aus Deutschland und ihr jahrelanges Leben im Exil.

Die Gedichte „Ziehende Landschaft" und „Aufbruch ohne Gewicht" werfen Fragen nach Verwurzelung und Heimat auf.


Tanz: Elisa Dey, Helena Wendt

Choreografie: Judith Geibel

Sprecherin: Anna Hertz

2. Solo: Vielleicht erkennen wir uns nur richtig in einem Licht aus Abschied- Ilse Aichinger

Dieses Solo beleuchtet Ilse Aichingers frühen Jahre, ihre enge Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester und der jähen Trennung der Schwestern im Schatten der NS-Diktatur. Die vielen Abschiede, nicht zuletzt von ihrer geliebten Großmutter, traumatisierten Aichinger und sind letztlich der Grund für sie, mit dem Schreiben zu beginnen. Sich spiegelnd in ihrem Gedicht „Winterantwort".


Tanz: Davina Wölfle-Obitz, Linda Holy (Wiederaufnahme 2021: Franziska Matthaei)

Choreografie: Judith Geibel

Sprecherin: Selma Badawi

3. Solo: Die gestundete Zeit – Ingeborg Bachmann

In diesem Solo wird die Liebe zwischen der jungen Ingeborg Bachmann und dem Dichter Paul Celan beleuchtet. Es zeigt sich die Erkenntnis, dass der ideale Moment einer Liebe trotz tiefer Seelenverwandtschaft nicht festzuhalten ist. Celan schreibt von der „Mitternachtsziffer", die zwischen 12 und 0 Uhr hin- und herpendelt. Die Zeit steht still und öffnet den Raum für die „Geträumten". Sie müssen erleben, dass dieser Raum nun für kurze Momente in der Wirklichkeit bestehen kann. Eine „gestundete Zeit".


Tanz: Elisa Dey

Choreografie: Judith Geibel

Sprecher*in: Anne Simmering, Frank Lettenewitsch

4. Solo: Septemberabend – Eva Strittmatter

Dieses Solo wirft einen Blick auf die Herbst-Gedichte von Eva Strittmatter. Der Herbst barg für Strittmatter ein Versprechen von Sommer und markierte doch dessen Ende, das unabdingbare Altern und Vergehen.

Es zeigt einen Blick in die Gedanken- und Gefühlswelt der vierfachen Mutter, deren Tage oft von harter Arbeit mit Pferdezucht und Heuproduktion geprägt waren. Das Solo lehnt sich an die Wandergestalt aus Schuberts „Winterreise".


Tanz: Christiana Rosenberg

Choreografie: Jeannette Neustadt

Sprecherin: Ursula Berlinghof


DAS TEAM

JUDITH

GEIBEL

Choreografie

JEANNETTE

NEUSTADT

Choreografie

ELISA

DEY

Tanz

CHRISTIANA

ROSENBERG

Tanz

DAVINA

WÖLFLE-OBITZ

Tanz

FRANZISKA

MATTHAEI

Tanz

LINDA

HOLY

Tanz

HELENA

WENDT

Tanz

ANNA

HERTZ

Sprache

ANNE

SIMMERING

Sprache

SELMA

BADAWI

Sprache

URSULA

BERLINGHOF

Sprache




FRANK

LETTENEWITSCH

Sprache